„Standpunkte setzen, sprachfähig sein, persönlich wachsen“ – beim 12. Kirchberger Dialog stand die Führung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in komplexen Systemen im Fokus. Führungskräfte aus Wirtschaft und Sozialwirtschaft diskutierten von 30. Januar bis 01. Februar darüber, wie es gelingen kann, Orientierung zu geben und Standpunkte zu finden. Zum ersten Mal hatten junge Führungskräfte die Möglichkeit, sich für ein Stipendium zu bewerben, um am Dialog im Kloster Kirchberg teilzunehmen. Da ich seit 2016 stellvertretende Geschäftsführerin bei mehrwert bin, habe ich die Gelegenheit genutzt und mich sehr gefreut, als Stipendiatin von den Veranstaltern – Samariterstiftung und bruderhausDIAKONIE – ausgewählt worden zu sein.
Meine Erwartungen an die Tagung waren groß: Keynotes von Prof. Dr. Harald Welzer (Futurzwei Stiftung, Berlin) und Ulf D. Posé (Institut für Führungslehre, Mönchengladbach) sowie die Vielfalt angebotener Workshops – vom Japanischen Schwertkampf bis zur Reise durch den Wertedschungel – versprachen reichhaltige Stunden und Tage innerhalb der Kirchberger Klostermauern.
Und so kam es dann auch: Besonders der Impuls von Prof. Dr. Harald Welzer mit seinem unkonventionellen Blick auf unsere Welt und unsere Gesellschaft und seine Beobachtung „die Welt wird nicht komplizierter, sie wird einfacher“, haben mich beeindruckt: Der Soziologe und Politikwissenschaftler sprach von einer Entdifferenzierung der Welt – alles wird immer gleicher, ob Fußgängerzonen in den Hauptstädten, Popmusik, Mode. Aber, erst Differenzierung ermöglicht überhaupt Erfahrung, sagt Welzer. Andere Lebensentwürfe, -konzepte und – welten zu erfahren, lässt eine Person lernen und wachsen – und eben nicht die Konfrontation mit dem immer gleichen Einheitsbrei. Diese Sichtweise bestätigt mich vollkommen in unsere Arbeit bei mehrwert. Denn genau diesen Wechsel von Perspektive in fremde Lebenswelten ermöglichen wir bei unseren Social Days, bei Open up!, Blickwechsel® und allen unseren Programmen.
Neben den inhaltlichen Impulsen machte noch eine andere Sache den Kirchberger Dialog für mich zur wertvollen Erfahrung: Die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer, Führungskräfte aus Wirtschaft und Sozialwirtschaft aus unterschiedlichsten Branchen und Kontexten, die einen offenen Austausch an Erfahrungen und Perspektiven schätzen und in Kirchberg aktiv suchten (das schafft sonst nur das Stuttgarter Denkatelier J). So waren es insbesondere die vielen Gespräche zwischen den eigentlichen Programmpunkten und am Abend, die mir neue Impulse gaben – 24/7-Workshop sozusagen.
Kathrin Vogelbacher