Im Juni haben wieder Auszubildende der Firma Böhringer in Ingelheim an unserem Lernprogramm Key teilgenommen. Zwei junge angehende Chemikanten haben sich bereit erklärt, über ihre Erfahrungen zu berichten und haben uns zwei aussagekräftige Beiträge für unseren Blog verfasst.
Wieder eine langweilige Pflichtveranstaltung?
Hakim ist Auszubildender im ersten Lehrjahr und hat sein Sozialpraktikum beim sozialpsychiatrischen Dienst gemacht. Er berichtet uns von seiner anfänglichen Skepsis gegenüber dem Sozialpraktikum, was seine Neugierde weckte, welche Erfahrungen er sammeln konnte und wie sein abschließendes Resümee ausfällt:
„Als ich zum ersten Mal vom Projekt „soziales Lernen“ gehört habe, war ich anfangs, um ehrlich zu sein nicht gerade motiviert daran teilzunehmen.
Ich konnte mir darunter nichts Konkretes vorstellen, dachte es wäre wieder eine langweilige Pflichtveranstaltung, bei der ich halt da sein muss. Mehr nicht.
Als ich jedoch angefangen habe etwas genauer hinzusehen, fand ich ein Schlagwort, das mich zum Nachdenken angeregt hat. Dieses Schlagwort war „psychische Erkrankung“
Also entschloss ich mich das zu tun, was ich normalerweise nicht so oft tue, und zwar: MITMACHEN! Daraufhin habe ich ein 1-wöchiges Praktikum im Gemeinde-psychiatrisches Zentrum Mainz absolviert.
Dabei habe ich mit Menschen, psychischer Erkrankung (Schizophrenie, Paranoia…), in Form einer Tagesstätte zusammengearbeitet. Ich kann dazu nur eins sagen, was ich in dieser Zeit erlebt habe, werde ich bestimmt nicht wieder so schnell im Leben erleben. All meine Vorurteile gegenüber diesen Menschen, all meine Unwissenheit und all meine Ängste, mit einem Wisch weg. Was ich damit versuche zu sagen ist, dass dank dieser einfachen Möglichkeit, diesem Projekt worauf ich eigentlich keine Lust hatte, es niemals erwartet hätte, dass es so ein positiver Effekt auf mich haben würde. Es hat so viel Spaß gemacht sich mit den Menschen zu unterhalten und sich mit den Mitarbeitern, die das jeden Tag machen, auszutauschen. Was ich in dieser Zeit alles gelernt habe, hätte ich bestimmt nicht in 10 Jahre im Betrieb kennengelernt. Wie überrascht ich einfach war. Einfach nur der HAMMER.
Mit andern Worten. Es ist schwierig die Erlebnisse, während dieser Projektwoche zu beschreiben. Man muss sich einfach mal trauen und es selbst versuchen. Ich für meinen Teil habe es bestimmt nicht bereut, ganz im Gegenteil, ich würde jederzeit wieder mitmachen.“
Bringt ein Praktikum in einer sozialen Einrichtung überhaupt etwas?
Der Auszubildende Kevin hat sich intensiv mit den Eindrücken und Erfahrungen aus seinem Sozialpraktikum auseinander gesetzt und hat dabei viel über sich selbst gelernt:
„Ich habe mein Sozialpraktikum im Kinder- und Jugendheim in Bingen am Rhein gemacht. In meiner einwöchigen Zeit wurde ich in die Jugendgruppe im Alter von 14-19 Jahren eingeteilt. Ich erhielt viele wichtige Erfahrungen und Eindrücke, von denen ich mir zunächst nicht sicher war, ob sie mir etwas bringen würden. Anfangs konnte ich mich nur wenig einbringen und schaute es mir als Außenstehender an, wurde aber schnell mit einbezogen.
Die Geschichten, die die Jugendlichen und Erzieher mir erzählt haben, waren teilweise erschreckend und auch erstaunlich. Viele von ihnen hatten trotz ihres Alters die Denkweiße eines Erwachsenen. Ich muss mir selbst zugestehen, dass ich mit den Problemen, die viele von ihnen mit sich herumtragen, in diesem Alter nicht zurechtgekommen wäre. Wenn ich mir anschaue, wie sie damit umgehen, bin ich doch sehr begeistert und froh über eine so tolle Entwicklung. Möglich macht das ein Personal, das Tag und Nacht zur Verfügung steht und sich sehr viel Mühe gibt. Dazu gehören nicht nur alltägliche Aufgaben wie das Essen auf den Tisch stellen, sondern auch Hilfe bei den Hausaufgaben, Berufsfindungshilfe, seelischer Beihilfe und alle weiteren Aufgaben, die eigentlich von den Elternteilen übernommen werden müssten. Sie legen sich mächtig ins Zeug und stecken aus meiner Sicht sehr viel Herzblut in ihre Arbeit. Die Betreuer freuen sich über Erfolge, ärgern sich über Misserfolge und sind traurig, wenn sie die Geschichten hören, die den Jugendlichen das Leben so schwer machen.
Wie schon vorher gesagt, war ich mir zunächst nicht sicher ob mir meine Erfahrungen und Eindrücke überhaupt etwas bringen würden?! Sicherlich findet eine Teilnahme an einem solchen Projekt, in meinem Lebenslauf keine große Beachtung, dennoch finde ich, dass es mich menschlich weiter gebracht hat. Mit mehr Hintergrundinformationen konnte ich die Jugendlichen besser verstehen und Vorurteile überdenken. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht und ich hoffe, dass sich zukünftig noch viele weitere junge Leute für ein Sozialpraktikum entscheiden werden. Die Erfahrung war es Wert.“